Finanz- und Stellenkürzungen führen oft zu überproportional großem Schaden
Die Kürzungen im Haushalt 2025/2026 betreffen alle Dezernate der Stadt Köln. Für Seniorinnen und Senioren ist in erster Linie das Dezernat Soziales, Gesundheit und Wohnen von Relevanz. Hier wurde in der Vergangenheit ein breites Leistungsportfolio über staatliche Pflichtleistung hinaus geschaffen. Die konkreten Folgen der Kürzungen aus dem Haushaltsentwurf abzulesen ist für Außenstehende schwierig. Doch einige Fehlentwicklungen lassen sich benennen:
Sollte sich die Stadt aus Mitfinanzierungen zurückziehen, könnte es ein ganzes Projekt kippen. Beispielhaft sei die Kölner Seniorensportgemeinschaft genannt, die zu je einem Drittel vom Land NRW, aus der Sportförderung und aus dem Seniorenbereich finanziert wird. Steigt ein Partner aus, ist schnell das ganze Projekt bedroht.
Kürzungen bei präventiven Maßnahmen führen fast immer zu höheren Folgekosten. Die präventiven Hausbesuche und teilweise auch die Seniorenberatung werden oft aktiv, bevor Probleme eskalieren.
Es gibt eine Reihe von Stellen, über die ehrenamtliches Engagement mobilisiert wird. Dazu zählen Seniorennetzwerke und beispielsweise die Kölner Freiwilligen Agentur mit der Geflüchtetenhilfe und den Lesewelten, die ehrenamtlich tätige Menschen qualifiziert und ihren Einsatz koordiniert. Hauptamtlich Tätige haben einen großen Multiplikatoreffekt, weil sie das Potential oftmals gerade älterer Menschen zu Gunsten der Gesellschaft und für die Bildung mobilisieren.
Wo ältere Menschen sich engagieren, ist Kontinuität ein Risiko. Je älter Menschen werden, desto größer ist das Risiko einer Erkrankung oder eines anderen Handicaps. Oftmals können Erfahrungen und die Vernetzung einzelner Menschen nicht (mehr) weitergegeben werden. Hauptamtliche haben eine wichtige Brückenfunktion, damit es ehrenamtlich weitergeht. Anderenfalls war die ganze Aufbauarbeit eine Fehlinvestition.
Wo die Stadt Steigerungen von Tarifgehältern, sprunghaft erhöhte Energiekosten und unvermeidlich steigende Sachkosten nicht ausgleicht, ist es in Wahrheit eine existenzbedrohende schleichende Kürzung. Schon jetzt gibt es massive Unterfinanzierungen, die Bürgerinnen und Bürger schmerzlich spüren, beispielsweise wenn sie mehr als neun Monate auf eine Wohnraumberatung warten müssen.
Zahlreiche Initiativen arbeiten generationenübergreifend und haben oftmals eine besondere Bedeutung für die Seniorenarbeit. Dies betrifft beispielhaft die interkulturelle Arbeit und die Anlaufstellen für traumatisierte Menschen. Schon heute berichten Mitarbeitende aus der Seniorenberatung, dass sie Menschen auch außerhalb ihrer Kernaufgaben unterstützen müssen und dass die Bedürftigkeit der Bedürftigen zunimmt, Sprachkompetenz fehlt und mit zunehmendem Alter die Digitalkompetenz abnimmt.
Die Stadt Köln war gut beraten, im Seniorenbereich auf Wohlfahrtsverbände und Initiativen zu setzen, weil sie flexibler und praxisnäher arbeiten, als wenn man auf die Verwaltungsstrukturen der Kommune zurückgreift. Sie darf aber nicht den Fehler machen, zuallererst hier zum Rotstift zu greifen. Die Devise, „Sparen, ohne Strukturen zu zerstören“ muss auch für den Bereich der älteren Generation gelten.
Thomas Grothkopp
Seniorenvertretung Köln
Große Resonanz fand die Infoveranstaltung der Seniorenvertretung Köln (SVK) im Zollstocker Bürgerhaus am 15.08.2024. Schwerpunkt war die Präsentation der SVK- Lösungsansätze zur Linderung der Wohnungsnot und der Wohnungsmisere der Älteren Generation in Köln. Bei den ca. 60 TeilnehmerInnen fand die informationsreiche Veranstaltung nicht nur allein Gefallen. Eine Stecknadel hätte man/frau hören können während der Veranstaltung.
Zum Programm gehörte insbesondere eine Youtubeaufnahme der Kölner Seniorenvertretung zu ihrem Neun-Punkte-Programm mit dem Interviewer Karl-Heinz Pasch, Seniorenvertretung Innenstadt und der Interviewten Dr. Christiane Köhler, die das gewählte Gremium im Sozialausschuss der Stadt vertritt.
Politische Fach-Prominenz verfolgte die Veranstaltung mit großer Aufmerksamkeit und beteiligte sich an der sich anschließenden regen Diskussion. Unter den Gästen befanden sich Frau Katja Hoyer, die sozialpolitische Sprecherin der FDP; Herr Pascal Pütz MdR, Ausschussvorsitzender des Unterausschusses Wohnen und wohnungspolitischer Sprecher der SPD; Herr Michael Weisenstein, der wohnungspolitische Sprecher der Fraktion Die Linke, sowie Herr Dr. med. Jürgen Zastrow für die Fraktion Volt. Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen nahm Herr MdR Robert Schallehn, deren umweltpolitischer Sprecher teil. Unter den Gästen befand sich auch der langjährige Leiter des Kölner Wohnungsamtes Herr Josef Ludwig.
Begleitworte zur Unterstützung des Neun-Punkte-Programmes der Kölner Seniorenvertretung erfolgten von Elisabeth Sandow, stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und vom Vorsitzenden des Kölner Mietervereines Franz-Xaver Corneth. – Eröffnet wurde die Tagung von der Sprecherin der Kölner Seniorenvertretung, Felicitas Vorpahl-Allwein. Für die als locker und heiter empfundene Moderation der Veranstaltung war Christiane Köhler verantwortlich. Sie dankte insbesondere den Helfern und Unterstützern zur Realisierung der Veranstaltung: der Zollstocker Seniorennetzwerkerin M.Scheeres, Herrn Richard Kröger und Herrn Repohle, dem Hausmeister.
Das Programm am 15.08. wurde als sehr informationsreich empfunden. Über bereits vorhandene, konkrete Hilfsangeboten wie „ wohn mobil“ zur Wohnungsumgestaltung, einer Beratungsstelle – und seitens „Wohnen zur Hilfe“ von Älteren Menschen mit großer Wohnung, die untervermieten gegen vereinbarte Arbeitsstunden, berichteten die genannten Beratungsstellen.
Die Seniorenvertretung Köln kämpft für bessere Wohnbedingungen, insbesondere, dass sich die Ältere Generation, solange es geht, in den eigenen Wänden behaupten kann. Sie stellt fest, dass der hohe Altbaubestand in Köln ohne Fahrstühle mit schmalen Bädern ungeeignet ist für die ambulante, geschweige denn stationäre Pflege, zumal schon so viele Pflegeplätze in den Heimen fehlen und die Betroffenen sehr oft weit mit ihrer Suche in das Umland hinaus müssen.
Die viertgrößte Gruppe der Bevölkerung in Köln, die Ältere Generation, befindet sich ebenso wie Azubis und Studenten – in Wohnungsnot, allerdings auch in einer vielschichtigen Wohnungsmisere. Leider (sic!) kommt sie, die Ältere Generation, in den Standardquellen der Stadt noch nicht vor! Das muss sich dringend ändern. Der Stadtvorstand hat die Initiative der Seniorenvertretung dazu zwar anerkannt nach einer Fachtagung im November 2023 unter dem Titel „Altersgerechtes Wohnen in Köln“. Die Ergebnisse dieser Tagung befinden sich in einem Neun-Punkte-Programm mit Lösungsansätzen, und sind bereits eingebracht worden. In dem genannten Interview per Youtubeaufnahme werden diese näher erläutert (Link: https://youtu.be/CzPlonO2sDo ). Siehe auch den Leitartikel/Onlinebericht im Kölner Leben anlässlich des Tages der Älteren Generation im Oktober 2024.
Die Seniorenvertretung fordert, dass die Ältere Generation mit ihrem Wohnungsbedarf nicht länger allein gelassen werden darf und dass sich die Fraktionen/Parteien im Rat in ihren kommunalpolitischen Programmen dessen annehmen.
Redaktion: Dr. Christiane Köhler